Inspirationen
english version below
1. Ein überraschender Moment
Dokumentarischer Stil in der Modelfotografie
Neben all den Inspirationen, die man alltäglich aufnimmt, und die meist unbewusst in die künstlerische Arbeit fließen, gibt es auch Momente, die man sein Leben lang nicht mehr vergisst. Einen dieser – im wörtlichsten Sinn – „Augenblicke“ erlebte ich bei einem Fotoshoot, lange bevor girls-mag auch nur als Idee existierte:
Es war ein Spätsommertag um die Jahrtausendwende, ich traf mich mit Magda, einem befreundeten Amateurmodel, für ein Outdoor-Shooting, damals noch analog auf Kleinbildfilm, mit einer Nikon F80.
Die ersten Bilder machten wir in der Nähe von Brannenburg im Inntal. Magda war im kleinen Schwarzen gekommen, und hatte, weil es nicht besonders warm war, noch eine schwarze Strickjacke drüber, die sie im Bedarfsfall kurz ausziehen könnte, zB für schulterfreie Portraits. Magda und ich kannten uns zwar schon seit einiger Zeit, aber es war unser erstes Shooting zusammen, und so waren wir beide etwas aufgeregt und gespannt, wie es sich entwickeln würde.
Es war eines meiner ersten Modelshootings, ich hatte noch kaum Erfahrung und war recht unsicher. Magda fröstelte, und hatte noch nicht den richtigen Mood für schöne Portraits. Ich fand es auch recht frisch und schlug vor, dass wir gemeinsam einen 100m Sprint hinlegen, dann würde uns bestimmt warm werden. Magda fand die Idee lustig, wir rannten los, und ich versuchte, im Laufen zu knipsen. Ein gelungenes Bild war gottseidank dabei, die restlichen leider verwackelt.
Aber das Eis war gebrochen, und Magda schenkte mir einige wirklich schöne intensive Fotomomente.
Zum Schluß fuhren wir noch den Berg hinauf zu einer Bank, von der aus man einen tollen Blick über das Tal hatte. Ich wollte dort noch mein neues Tele ausprobieren für ein paar freigestellte Portaits. Magda richtete sich ein auf der Bank, und wärend ich mich etwas entfernte, um den gewünschten Abstand für die Aufnahmen zu bekommen, hörte ich ihr Handy klingeln.
Als ich mich umdrehe, sehe ich dieses Bild einer prachtvollen Blondine auf der Bank sitzend, der Saum des ohnehin schon kurzen Kleides hochgerutscht mit der Tasche, die sie hastig auf den Schoß genommen hat, um das bimmelnde Telefon zu finden, konzentriert, und in diesem Moment komplett das Fotoshooting vergessend…
Als bekennender Gentleman hätte ich respektvoll den Blick abwenden sollen, damit die junge Dame, sobald sie den Kopf wieder hebt, sich nicht von mir angeglotzt fühlt, denn es war ja ein privater und kein Model-Moment. Aber das Ganze sah so umwerfend sexy aus, dass ich meine gute Erziehung für einen Moment vergaß, die Kamera hob, und dieses eine Bild machte.
Heute, zu Instagram Zeiten, findet man solche Aufnahmen schon ab und zu. Aber damals war so ein Bild eine spektakuläre Seltenheit, und ich bin ich sehr froh, dass ich meine Schüchternheit für einen Augenblick überwunden und es geschossen hatte. Denn es hat in meinen Augen diese spezielle Kraft, die nur Bilder haben, die authentisch sind, ehrlich, und in einem gewissen Maße auch unschuldig. Solche Model-Bilder gab es damals so gut wie gar nicht, denn die meisten waren üblicherweise gestellt. Dieses zufällige, vollkommen ungestellte Bild aber haute mich echt um. Es brachte mich damals zu dem Entschluß, meine Fotokamera bei zukünftigen Modelshootings eher beobachtend einzusetzen, wobei mir zugute kam, dass ich diesen Kamerastil ja bereits gewohnt war als Dokumentarfilmer, der ich damals hauptberuflich war.
PS: Magda übrigens mag dieses Bild auch sehr. : )
Inspirations
1. A surprising moment
Documentary style in model photography
In addition to all the inspiration that you take in every day and that usually flows unconsciously into your artistic work, there are also moments that you never forget for the rest of your life. I experienced one of these moments at a photo shoot long before girls-mag even existed as an idea:
It was a late summer day around the turn of the millennium, I met up with Magda, an amateur model friend of mine, for an outdoor shoot, back then still analog on 35mm film, with a Nikon F80.
We took the first pictures near Brannenburg in the Inn Valley. Magda had come in a little black dress and, because it wasn’t particularly warm, had a black cardigan over it, which she could take off briefly if necessary, e.g. for off-the-shoulder portraits. Magda and I had known each other for some time, but it was our first shoot together, so we were both a bit excited and curious to see how it would turn out.
It was one of my first model shoots, I had hardly any experience and was quite insecure. Magda was shivering and didn’t yet have the right mood for beautiful portraits. I also thought it was quite fresh and suggested that we do a 100m sprint together, then we would definitely warm up. Magda thought it was a fun idea, we set off running and I tried to take pictures while we were running. Thank goodness I managed to take one successful picture, but unfortunately the rest were blurred.
But the ice was broken and Magda gave me some really nice, intense photo moments…
Finally, we drove up the hill to a bench from where we had a great view over the valley. I wanted to try out my new telephoto for a few cropped portraits. Magda set up on the bench and while I moved away a little to get the desired distance for the shots, I heard her cell phone ring.
When I turn around, I see this image of a gorgeous blonde sitting on the bench, the hem of her already short dress riding up with the bag she hastily put on her lap to find the ringing phone, focused, and completely forgetting about the photo shoot at that moment…
As a self-confessed gentleman, I should have respectfully averted my eyes so that the young lady wouldn’t feel like I was ogling her as soon as she lifted her head again, because it was a private moment and not a modeling one. But the whole thing looked so stunningly sexy that I forgot my good manners for a moment, lifted the camera and took this one picture.
Today, in Instagram times, you can find shots like this from time to time. But back then, a picture like this was a spectacular rarity, and I’m very glad that I overcame my shyness for a moment and took it. Because in my eyes it has that special power that only pictures that are authentic, honest and, to a certain extent, innocent have. There were hardly any model pictures like that back then, because most of them were usually posed. But this random, completely unposed picture really blew me away. It made me decide at the time to use my camera in a more observational way for future model shoots, whereby I benefited from the fact that I was already used to this camera style as a documentary filmmaker, which was my main profession at the time.
PS: Magda, by the way, also likes this picture very much : )